Wie bereits vergangenen Montag entstammt das heutige Talent von einem absoluten Überraschungsklub der bisherigen Saison 2016/2017. Es geht um Cengiz Ünder, den neunzehnjährigen Youngster von Medipol Basaksehir.
Frühzünder
Auch wenn es ein blödes Wortspiel ist: Ünder ist definitiv ein Frühzünder. Im Alter von 17 Jahren bestritt der Flügelspieler seine ersten Ligaspielen für den Zweitligisten Altinordu für den auch Innenverteidiger Caglar Söyüncü einst spielte. Am 15. Spieltag kam Ünder dort erstmals zum Einsatz – und war danach aus der Startelf kaum noch wegzudenken. Mit Altinordu legte er bereits in seiner Debütsaison 2014/15 eine beachtliche Serie von neun Siegen aus den letzten zehn Spielen hin, insgesamt erzielte der begnadete Linksfuß fünf Treffer und steuerte fünf Vorlagen bei. Die zweite Saison des vielversprechenden Türken verlief weniger spektakulär. Eine insgesamt durchwachsene Saison schloss Ünder mit drei Toren und drei Assists aus den letzten sieben Partien ab und empfahl sich so für ein Engagement in der 1. türkischen Spielklasse. Der Istanbuler Klub Basaksehir griff im vergangenen Sommer zu und verpflichtete den Youngster für 700.000€. Neben dem neuen Verein kam auf Ünder auch eine neue Position hinzu: Hatte er für Altinordu nahezu ausschließlich auf rechts außen agiert, wurde er in Istanbul nun auf links eingesetzt. Notgedrungen gewissermaßen, schließlich spielt rechts mit Edin Visca der Star des Teams.
„Küçük Leicester“
Wie schon bei seinem vorherigen Klub gelang Ünder ein Traum-Start: Er benötigte kaum Zeit zu akklimatisieren und wurde mit seinen 19 Jahren auf Anhieb Stammspieler. Nach der vergangenen erfolgreichen Saison, die Medipol auf Rang 4 abschloss, misslang allerdings die Qualifikation zur Europa League. Trainer Avci und seine Männer scheiterten am ukrainischen Top-Klub Shakthar Donezk. In der Liga hingegen läuft die Saison wie bei Leicester 2015/16 – wie ein Märchen. Trotz der Vormachtstellung von Besiktas, Fenerbahce und Galatasaray gelang Basaksehir, das erst 1990 gegründet wurde das Kunststück, in den bisherigen siebzehn Partien nicht ein einziges Mal als Verlierer vom Platz zu gehen. Der Lohn: Platz 1. Verwunderlich jedoch, wie das türkische Publikum auf das Team der Stunde reagiert: Trotz über 14 Millionen Einwohnern verirren sich bei Heimspielen im Schnitt lediglich 2.600 Menschen in die 17.300 fassende Fatih-Terim-Arena.
Basaksehirs Nummer 17 wurde zum Leistungsträger und steuerte bereits vier Tore sowie vier Assists bei. Sein Spielstil ist auch der, der seinen Verein auszeichnet: Gutes Kombinationsspiel, feine Technik, kreativ. Seine Tore entstanden meist durch seine gute Handlungsschnelligkeit, er nimmt Bälle im gegnerischen Strafraum gerne volley. Der 1,73-Mann besticht zudem durch seinen Antritt, der ihm oft einen Vorteil verschafft in Laufduellen.
Sein Vertrag läuft bis 2021, es wäre allerdings sehr verwunderlich sollte Ünder in jenem Jahr noch für den Tabellenführer spielen. Die türkischen Top-Klubs haben ihn im Visier und sein Spielertyp ist auch in der Bundesliga sehr gefragt. Gut vorstellbar, dass er einmal einen ähnlichen Weg einschlägt wie Altinordu-Export Söyüncü, der sein Geld seit Sommer in Freiburg verdient. Sollte allerdings tatsächlich die Champions League Quali gelingen, spräche nichts gegen ein weiteres Jahr Istanbul.