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2020 3.GOALKEEPER PERFORMANCE ANALYSIS

  1. Einleitung
  2. Überbewertete Torhüter
  3. Fazit

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1. Einleitung

In der dritten und letzten Episode unserer Goalkeeper Analyse 2020 liegt der Fokus auf den Torhütern, die trotz großer Vorschusslorbeeren kaum überzeugen konnten. Sie sind somit der Gegensatz zu den bisher betrachteten Torhütern. Wir zeigen euch die Schwächen von fünf Torhütern auf, die weniger als erwartet geleistet haben. Wie auch in Teil 1 („Die Top 5 Europas“) und Teil 2 („Unter dem Radar“) haben wir auch diesmal den Fokus unter anderem auf folgende Charakteristika der Torhüterposition gelegt:

  • Opponents‘ expected goals (xG) conversion: Dieser Wert gibt an, wie viele Chancen der Torhüter in Abhängigkeit von den erwartenden xG-Werten verhindert. Daraus lässt sich ableiten, dass bei jedem Wert unter 1 der Gegner mehr Chancen benötigt ein Tor zu erzielen, als es der xG-Wert erwarten lässt. Je geringer der Wert des Indikators ist, desto besser ist der Torhüter. Im Umkehrschluss weist ein schlechterer Keeper einen Wert über 1 auf. Hier fallen mehr Gegentore aus den Chancen als zu erwarten waren. Ein durchschnittlicher Wert liegt hier bei 1,02.
  • Shots saved in %: Dieser klassische Indikator zeigt an, wie viel Prozent der Schüsse, die auf das Tor geschossen werden, der Torhüter erfolgreich pariert und somit ein Gegentor verhindert. Hierbei liegt der Durchschnittswert bei 70 %.
  • xG per shot saved: Dieser tiefergehende Wert gibt an, wie gefährlich die zu haltenden Schüsse des Torhüters waren. Je höher dieser Wert ist, desto gefährlichere Bälle konnte der Keeper halten. Der Durchschnitt liegt hier bei einem Wert in Höhe von 0,11. Die Interpretation dieses Indikators sollte immer in Kombination mit den Shots saved in % vorgenommen werden. Die Vermutung liegt nah, dass ein hoher Prozentwert bei den Shots saved mit vielen einfachen Torschüssen des Gegners einhergeht. Sind also beide Indikatoren überdurchschnittlich gut, dann ist die Leistung des Torhüters hervorragend.

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2. Überbewertete Torhüter

Kepa Arrizabalaga (FC Chelsea)

Die Kritiker der englischen Presse und der eigenen Fanbase konnte Kepa nach seinem 80 Mio. Euro Wechsel im Sommer 2018 (vom FC Bilbao, mehr als 60 Mio. Euro über Marktwert) mit seinen Leistungen nie verstummen lassen. Nachdem sich der spanische Nationalspieler zudem Eskapaden und Streitereien mit Trainern leistete (z.B. verweigerte Auswechslung im FA Cup unter Maurizio Sarri) legte das Konsortium um Roman Abramovitsch vor knapp einem halben Jahr nach und verpflichtete mit Edouard Mendy eine neue Nummer 1 vom französischen Überraschungsteam aus Rennes. Mittlerweile liegt Kepas Marktwert bei 15 Millionen Euro und der FC Chelsea versucht vergebens ihn abzugeben.

Kepa absolvierte im Jahr 2020 immerhin 16 Spiele in der Premier League, in denen er mit den gezeigten Leistungen seinen Absturz unterstrich.  Sein Opponents‘ xG conversion Wert liegt bei 1,91 – das beudetet der Gegner benötigt nur 1 expected Goal (=zu erwartendes Tor) um 1,91 Treffer zu erzielen. Der schwächste Wert aller Torhüter in Europas Top 5 Ligen!

Hinzu kommt, dass Kepa nur 57 % aller Torschüsse auf seinen Kasten parieren konnte. Der xG-Wert der shots saved mit 0,10 liegt im unterdurchschnittlichen Bereich, die Schüsse waren also tendenziell eher einfach.

Dies spiegelt sich auch in seinen Werten bei unterschiedlichen Schussdistanzen wider:

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Diese unterdurchschnittlichen Werte dürften auch den Analysten und Mitgliedern des Trainerteams nicht verborgen geblieben sein. Dementsprechend war ein Wechsel auf dieser Position die unumgängliche Konsequenz, um die ambitionierten Ziele des Vereins nicht zu gefährden. Es bleibt zu hoffen, dass sich Kepa aus diesem Leistungstief herausarbeiten kann und bei einem neuen Verein an die vormals ordentlichen Werte aus seiner Zeit in Bilbao anknüpfen kann.

Joel Robles (Real Betis Sevilla)

Joel Robles wechselte im Sommertransferfenster 2018 ablösefrei vom FC Everton zum Real Betis Sevilla, sollte dort den nach Rom abgewanderten Rückhalt Pau Lopez vergessen machen. Nach einigen sporadischen Einsatz zu Beginn seiner Zeit in Spanien, entwickelte der mittlerweile 30-jährige sich in der Saison 2019/20 zur Stammkraft im Tor von Betis. Jedoch wurde er gegen Ende der Spielzeit für das junge Torwarttalent Dani Martin (22) aus der Startelf rotiert. Dieser erlitt im Sommer 2020 einen Kreuzbandriss und fällt bis zum heutigen Tag aus – seitdem teilt sich Joel Robles die Torhüterposition mit Routinier Claudio Bravo (37).

Im Jahr 2020 kam Robles bei 25 Spielen in La Liga zum Einsatz, die Daten zeigen, dass er nur selten überzeugen konnte. Sein Opponents‘ xG conversion Wert liegt mit 1,23 im unterdurchschnittlichen Bereich. Hinzu kommt, dass er nur 55 % der gegnerischen Torschüsse hält, die mit 0,10 ebenfalls einen unterdurchschnittlichen xG-Wert aufweisen (vergleichsweise leichte Schüsse). Wie bei Kepa sind auch die Werte von Robles bei close (48%) und mid range shots (44%) weit entfernt von ansprechenden Leistungen – dies hängt möglicherweise mit Robles‘ Augenlicht zusammen. Der Torhüter fiel bereits einmal durch den Sehtest der Beticos, nutzt seitdem Kontaktlinsen.

Robles Leistungen entsprechen nicht denen eines ambitionierten Clubs wie Betis, ein erneuter Wechsel im Sommer dürfte daher unabdingbar sein. Ob man sich extern verstärkt oder auf ein starkes Comeback von Youngster Martin hofft bleibt abzuwarten.

Benjamin Lecomte / Vito Mannone (AS Monaco)

Gleich zwei „Überbewertete Torhüter“ stehen mit dem Franzosen Benjamin Lecomte (29) und dem Italiener Vito Mannone (32) beim AS Monaco unter Vertrag – beide Keeper befinden sich alterstechnisch in ihrer Blütezeit. Lecomte, der eigentliche Stammtorhüter der AS, der im Sommer 2019 für eine vereinsinterne Rekordablöse für Torhüter in Höhe von 13,50 Millionen Euro von Ligakonkurrent Montpellier verpflichtet wurde, fiel mit einer Handverletzung gegen Ende des Kalenderjahrs 2020 einige Spiele aus. Dabei wurde er von Mannone ersetzt, sodass dieser auf 8 Einsätze kam, während Lecomte 18-mal in der Ligue 1 auf dem Feld stand.

Leider konnte der in Paris geborene Lecomte die hohen Erwartungen des Meisters von 2017 datentechnisch nicht erfüllen. Mit einem Opponents‘ xG conversion Wert von 1,43 performt er unterdurchschnittlich, zudem steht er bei 67 % bei den shots saved, die mit einem xG-Wert von 0,08 eher weniger gefährlich waren. Hinzu kommt wie bei Kepa und Robles eine schlechte Performance bei close- (53%) und mid-range shots (61%). Große Probleme zeigte Lecomte auch bei longe range shots, von denen er nur 88 % erfolgreich abwehren konnte. Der durchschnittliche Wert liegt mit 95 % deutlich höher.

Vito Mannone knüpfte zum Leidwesen der Monegassen an diese schwachen Leistungen an. Er konnte in seiner geringeren Spielanzahl nur 59 % der Schüsse auf sein Tor abwehren – diese waren mit einem xG-Wert von 0,06 tendenziell sogar noch etwas einfacher zu parieren als bei Lecomte. Einzig der Opponents‘ xG conversion Indikator ist bei Mannone mit 1,15 geringer als beim Stammkeeper. Auch er hatte zudem verstärkt Probleme mit den close- und mid-range shots, dort liegen seine Werte bei mageren 33 % bzw. 43%. Extrem ausbaufähig!

Beide weisen ergänzend dazu nur einen Wert von 28 % in der Kategorie der stopped shots (frühzeitig geblockte Torschüsse) auf. Hier liegt die Benchmark mit 51 % knapp doppelt so hoch. Diese Datenpunkte sollten im Fürstentum sämtliche Alarmglocken läuten lassen – hier muss man im Sommer möglicherweise das ganze Torhüter Gespann austauschen!

Alexander Schwolow (Hertha BSC Berlin)

Alexander Schwolow (28), Gewinner des goldenen Handschuhs (Auszeichnung für den besten Torhüter der Bundesliga) in der Saison 2017/18 wechselte im Sommer 2020 mit vielen Vorschusslorbeeren für marktwertgerechte 7 Millionen Euro vom SC Freiburg zu Hertha BSC Berlin. Im Jahr 2020 absolvierte er insgesamt 29 Bundesligapartien, 16 davon im Breisgau und die restlichen 13 Spiele im Tor der Hertha – performte bei beiden Stationen im abgelaufenen Kalenderjahr deutlich schwächer als gewöhnlich.

Schwolow besitzt mit einer Opponents‘ xG conversion in Höhe von 1,1 im Jahr 2020 einen im europäischen Vergleich unterdurchschnittlichen, aber im internen Bundesliga-Vergleich durchschnittlichen Wert. Jedoch hielt er nur 68 % der Schüsse auf sein Tor, die mit einem xG-Wert von 0,06 vergleichsweise sehr einfach waren. Seine Fehlerquote ist dementsprechend höher als bei anderen Keepern im Ranking. Deutlich wird das vor allem bei seinem stopped shots Wert von 20 % und seinen gehalten close- und mid-range shots von 38 % bzw. 68 % – extreme Underperformance.

Einige Defizite, die einen Torwartwechsel zu Beginn des Trainer Engagements von Pal Dardai bei der Hertha nach sich zogen. Jedoch betonte Dardai, dass Schwolow derzeit kein „Torwartglück“ innehabe und ihm die Zukunft im Tor der Hauptstädter gehöre – stand heute keine gute Idee.

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3. Fazit

Zum Abschluss unserer Analyse haben wir die Schwachstellen der Torhüterposition in Europas Topligen aufgedeckt. Hier sehen wir auf jeden Fall Handlungsbedarf in den kommenden Transferfenstern. Ein großes Fragezeichen steht hinter der Personalie Kepa – es ist wohl mehr als unrealistisch, dass die Blues die gezahlten 80 Millionen Euro auch nur ansatzweise wieder einspielen können. In zwei Fällen (Hertha und Chelsea) unserer „Überbewerteten Torhüter“ wurde bereits ein Torwartwechsel vorgenommen, wir sind gespannt ob auch bei den restlichen Clubs bald reagiert wird.

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