Hertha BSC vs Schalke 04 2:2 (2:2), Olympiastadion Berlin, 25.01.2019
Grundordnung Hertha BSC
Die Elf von Pal Dardai startete im 4-1-2-1-2-System mit einer engen Raute im Mittelfeld. Die Außenverteidiger bekamen dadurch stets Raum auf den Flügeln, die sie durch kluges Hinterlaufen zu nutzen wussten. Insbesondere Valentino Lazaro gefiel durch seinen Spielwitz und sein Tempo. Stürmer Davie Selke sorgte durch Tiefenläufe für Betrieb in der Schalker Abwehr, was wiederum Sturmpartner Ibisevic als Strafraumstürmer zugute kam.
Grundordnung Schalke 04
Domenico Tedesco hat sich durch zwei Siege in Stuttgart und gegen Wolfsburg zunächst den Arbeitsplatz gesichert. Sein Team begann im 4-2-3-1 mit zwei defensiv denkenden Sechsern vor der Abwehr. Alessandro Schöpf und Benjamin Stambouli mussten verletzungsbedingt jedoch bereits in der ersten Halbzeit substituiert werden. Schalke war darauf bedacht, die Räume, die sich durch die offensiven Außenverteidiger der Hertha auftaten, zu bespielen.
Spielanalyse
Es entwickelte sich bei Minusgraden im Berliner Olympiastadion ein sehr abwechslungsreiches Spiel. Die Hertha übernahm zu Beginn die Initiative und versuchte die Schalker Defensive mit temporeichen Spielzügen unter Druck zu setzen. Die Königsblauen gingen das Tempo mit und versuchten ihrerseits durch schnelles Umschaltspiel Chancen zu kreieren. Allgemein war es für den jungen Lazaro schwierig seinen Offensivdrang mit der Defensivarbeit zu vereinen, zumal er mit Konoplyanka einen rein offensiv-denkenden Gegenspieler hatte, der durch einen Distanzschuss zum 0:1 traf. Egalisiert wurde der Treffer durch eine herrliche Kombination der Berliner, entstanden durch einen Einwurf tief in der eigenen Hälfte. In der Folge entschließen sich beide Sechser zu einem abwartenden Verhalten, haben Arne Maier nicht auf der Rechnung. Aus seiner halb-linken Position der Mittelfeldraute heraus, setzt er zu einem unwiderstehlich dynamischen Dribbling an. Für ein taktisches Foul ist es in der Folge zu spät, die Schalker bekommen durch Maiers Laufweg von halb-links ins Zentrum hinter das defensive Mittelfeld keinen Zugriff mehr.
S04 kommt danach jedoch ins Spiel zurück und sorgt durch einen Vorstoß von Oczipka für eine Überzahl auf der linken Seite. Durch die Mittelfeldraute haben die Achter halb-links und halb-rechts einen relativ langen Weg zum Flügel, was bei einem gegnerischen Vorstoß mit entsprechend viel Tempo für eine temporäre Unterzahl sorgen kann.
Allgemein war auffällig, dass Herthas schnelle vertikale Spiel meist zu Torchancen führte, was auch am enormen Geschwindigkeitsvorteil von Davie Selke gegenüber Salif Sané lag. Offensichtlich ein provoziertes Missmatch von Coach Dardai, um für Strafraumfuchs Ibisevic den 8 Zentimeter kleineren Nastasic als Gegenspieler zu haben. Dies gelang beim Tor zum 2:2-Endstand bestens.
Arne Maier machte insgesamt ein überragendes Spiel als linker Part der Mittelfeldraute, wie auch später zeitweise im 3-4-1-2. Das Hertha-Spiel war voll auf das Zentrum und die offensiven Außenverteidiger ausgerichtet. Marko Grujic, die Leihgabe vom FC Liverpool gab den halb-rechten Part des Mittelfelds. Sein eher mittelmäßiges Tempo kaschierte er durch seine überragende Ballsicherheit und seine Durchsetzungsfähigkeit. Ein Spieler, der trotz seiner erst 22 Jahre eine unglaubliche Ruhe am Ball hat und praktisch immer anspielbar ist. Ondrej Duda konnte sich vor Maier und Grujic kreativ ausleben und zeigte seine individuelle Klasse beim Hackenpass auf Grujic vor dem 1:1. Probleme und Defizite offenbarten die Berliner hingegen in der Spieleröffnung. Tedesco hat seine Mannschaft angewiesen, Lustenberger und Jarstein aggressiv anzulaufen, sodass es in der 2. Hälfte oft erzwungene lange Bälle gab, was den Schalkern entgegenkam. Generell gab es wenige vertikale Bälle von Lustenberger, der später Teil der 3er Kette wurde, um Maier und Grujic mehr Räume und Möglichkeiten im Spielaufbau zu gewähren. Die Schalker konnten ihr auf Sicherheit und Kontrolle bedachtes, langsamen Spielrhythmus letztlich durchsetzen und holten so ein Remis.